Was bedeutet eigentlich Desinfektion

Tatortreiniger sind versierte Spezialisten, die einen Leichenfundort reinigen und desinfizieren. Sie sorgen dafür, dass alle Rückstände entfernt werden und nehmen neben der Reinigung auch eine umfangreiche Desinfektion vor. Wir geben Ihnen Einblick in diesen spannenden Themenbereich und zeigen Ihnen, welche Bedeutung die Desinfektion bei der Tatortreinigung besitzt.

Was ist Desinfektion?

Bei der Desinfektion werden bestimmte Techniken zur gezielten Reduzierung von Krankheitserregern eingesetzt. Eine hundertprozentige Keimfreiheit wird jedoch nicht erreicht, es soll lediglich eine massive Keimreduktion erfolgen.

In der Regel liegt eine Verminderung vermehrungsfähiger Keime um mindestens den Faktor 10-5 vor, nach der Desinfektion überleben somit meist weniger als 10 von ursprünglich 1.000.000 Erregern. Neben der Hautdesinfektion spielt auch die Flächen- und Raumdesinfektion daher eine große Rolle.

Im Fokus steht die Unterbrechung der Infektionskette, damit von den desinfizierten Gegenständen und Räumlichkeiten keine Infektionsgefahr mehr ausgeht. Generell wird zwischen chemischen und physikalischen Methoden unterschieden:

– chemische Methoden: Bestimmte Chemikalien besitzen eine keimschädigende Wirkung. Die Zellwände der Mikroorganismen werden zerstört, die chemischen Wirkstoffe gelangen in das Zellinnere und die Erreger sterben ab. In erster Linie werden diese Mittel bei Materialien zum Einsatz kommen, bei denen der Einsatz thermischer Verfahren nicht möglich ist.

– physikalische Methoden: Die Wirkung dieser Verfahren basiert auf Strahlung, speziellen Filterverfahren oder Hitze. Im Vergleich zu chemischen Methoden sind insbesondere eine bessere Anwendungssicherheit sowie geringere Umweltbelastungen positive Aspekte.

Generell wird die Herstellung und Anwendung von Desinfektionsmitteln in Deutschland durch Gesetze geregelt. Wenn Desinfektionsmittel zur Raum- und Flächendesinfektion eingesetzt werden, um das Infektionsrisiko zu minimieren, werden sie zu den Bioziden gezählt. Seit einigen Jahren laufen Zulassungsverfahren, daher können Sie einige dieser Produkte nur mit bestimmten Qualifikationen verwenden (als Desinfektor, etc.).

Die Desinfektion ist nicht nur im Gesundheits- und Pflegebereich ein unverzichtbares Verfahren – auch ein Tatortreiniger wird bei der Reinigung eines Leichenfundortes vor hohe Anforderungen gestellt, denn neben der eigentlichen Reinigung werden auch hier spezielle Desinfektionsverfahren angewendet.

Tatortreiniger kommen nicht nur zur Reinigung von Orten zum Einsatz, an denen ein Verbrechen begangen wurde. Auch nach Suizid, Unfall, längerer Liegezeit nach natürlichem Tod sowie zur Reinigung einer Messiewohnung sorgen sie für eine vollständige Reinigung und Beseitigung möglicher Rückstände.

Reinigung & Desinfektion am Leichenfundort

Die Bezeichnung Tatortreinigung ist etwas irreführend, denn nicht immer handelt es sich bei der zu reinigenden Örtlichkeit wirklich um den Ort eines Verbrechens. In den meisten Fällen werden Leichenfundorte, Messiewohnungen oder Hinterlassenschaften von Mietnomaden gereinigt und beseitigt.

Bei der Tatortreinigung sind zusätzlich zur vollständigen Reinigung spezielle Desinfektionsmaßnahmen erforderlich, um ein mögliches Infektionsrisiko zu minimieren. Wenn eine Person beispielsweise an einer ansteckenden Krankheit verstorben ist, ist dies für die meisten Menschen durchaus nachvollziehbar. Auch wenn dies nicht der Fall ist, gehört jedoch eine Desinfektion zum Standardvorgang einer umfangreichen Tatortsanierung.

Dies ist meist erklärbar durch den natürlichen Vorgang des Verwesungsprozesses, bei dem bereits kurze Zeit nach dem Tod eine rasante Vermehrung unterschiedlicher Mikroorganismen einsetzt. Sie können daher einen Tatortreiniger auch als Privatperson, Vermieter oder Hotelbesitzer beauftragen, wenn ein Leichenfundort gründlich gereinigt und desinfiziert werden muss und kein Gewaltverbrechen vorliegt.

Bei diesen Spezialisten handelt es sich um versierte Fachleute, die mit der Beseitigung von Spuren wie Verwesungsresten, Körperflüssigkeiten, Ungeziefer und weiteren Rückständen vertraut sind. Häufig absolvieren Tatortreiniger eine Weiterbildung zum staatlich geprüften Desinfektor und verfügen über spezielle Kenntnisse zu Desinfektion und Infektionsschutz, gesetzlichen Vorgabe sowie sach- und fachgerechtem Einsatz von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln.

Insbesondere die Desinfektion spielt eine wichtige Rolle, damit keine Infektionsgefahren mehr bestehen und betroffene Räumlichkeiten anschließend wieder genutzt werden können.

Der Verwesungsvorgang

Etwa zwei bis vier Stunden nach Eintritt des Todes setzt die Leichenstarre ein. Die Umgebungstemperatur ist hier ein wichtiger Faktor, denn bei Hitze wird dies schneller erfolgen als bei Kälte. Nach rund 10 bis 48 Stunden ist die Leichenstarre vollständig ausgeprägt und löst sich nach einiger Zeit wieder.

Der eigentliche Verwesungsprozess beginnt bereits unmittelbar nach dem Tod und wird in erster Linie durch Pilze und Bakterien ausgelöst. Insbesondere die im Darm befindlichen Bakterien vermehren sich rasant und zersetzen nach und nach das Gewebe. Diese Autolyse (Selbstverdauung) weitet sich allmählich aus und begünstigt eine schnelle Ausbreitung von Mikroorganismen. Streptokokken, Kolibakterien, Staphylokokken und andere Erreger vermehren sich explosionsartig.

Das Weichgewebe verflüssigt sich und diese Fäulnisflüssigkeiten treten bedingt durch die starke Bildung von Gasen wie Ammoniak, Methan und Schwefelwasserstoff aus dem Körper aus. Diese Flüssigkeiten sickern auf den Boden oder Möbel, auf denen die Leiche liegt. Die starke Vermehrung der Mikroorganismen birgt eine hohe Infektionsgefahr, daher ist insbesondere bei einer längeren Liegezeit eine professionelle Tatortsanierung unabdingbar.

Die Schilderung des normalen Verwesungsprozesses zeigt, wie wichtig eine eingehende Tatortreinigung ist, damit die Gefahr von Infektionen gebannt wird. Auch wenn der Verstorbene nicht an einer ansteckenden Krankheit verstorben ist, kann durch den natürlichen Prozess der Verwesung des toten Körpers eine Infektionsgefahr vom Leichenfundort ausgehen. Aus diesem Grund ist die Desinfektion ein wichtiger Aspekt bei der umfassenden Tatortreinigung.

Die unangenehmen Gerüche können Sie keinesfalls durch einfaches Lüften entfernen und für die Beseitigung der Infektionsgefahr ist die Reinigung alleine ebenfalls nicht ausreichend.

Gründliche Tatortsanierung & Desinfektion

Leider kommt es häufig vor, dass Tote erst nach Wochen oder Monaten gefunden werden und die Verwesung bereits weit fortgeschritten ist. Bleibt eine Leiche für längere Zeit unentdeckt, sickern die austretenden Flüssigkeiten in den Untergrund und die gesamte Umgebung wird kontaminiert.

Die Schilderung des Verwesungsprozesses zeigt deutlich, dass bei der Reinigung eines Leichenfundortes spezielle Anforderungen an den Tatortreiniger gestellt werden. Dabei sind beispielsweise die Entsorgung von verschmutzen und nicht mehr nutzbaren Möbeln sowie die Entfernung der Verwesungsrückstände lediglich zwei Aspekte, die zu einer umfassenden Tatortreinigung gehören. Auch die Bekämpfung von Ungeziefer kann zu den Aufgaben gehören. Häufig legen bereits rund 20 bis 30 Minuten nach Eintritt des Todes erste Insekten ihre Eier auf und in der Leiche ab.

Umfassende Tatortreinigung und professionelle Desinfektion minimieren das Gesundheitsrisiko durch die Bekämpfung von Krankheitserregern. Im Mittelpunkt der Tätigkeit eines zuverlässigen Tatortreinigers steht somit nicht alleine die Beseitigung der optisch sichtbaren Spuren.

Einfaches Wischen genügt hier keinesfalls, denn die winzigen Mikroorganismen können sich in kleinsten Ecken und Ritzen verstecken. Bei der ausschließlichen Wischdesinfektion würde trotz optisch sauberer Oberfläche weiterhin ein Infektionsrisiko bestehen. Aus diesem Grund erfolgt im Zuge der Tatortreinigung eine professionelle Raumdesinfektion.

Häufig kommt es vor, dass kontaminierte Einrichtungsgegenstände stark verschmutzt sind und nicht mehr gereinigt werden können. Zu einer umfassenden Tatortsanierung kann daher auch die fachgerechte Entfernung und Entsorgung von Möbeln, Tapeten und Bodenbelägen gehören.

Desinfektion durch Kaltvernebelung

Die Kaltvernebelung oder Aerosoldesinfektion wird häufig eingesetzt, da mit dieser Methode eine schnelle und effiziente Desinfektion aller Oberflächen sowie der gesamten Raumluft gewährleistet wird. Das eingesetzte Desinfektionsmittel wird dabei mittels einer speziellen Düse fein vernebelt und verteilt sich im gesamten Raum.

Welches Desinfektionsmittel hier zum Einsatz kommt, hängt von unterschiedlichen Faktoren wie dem jeweiligen Einsatzort ab und kann durchaus variieren. Die Tatortreiniger achten jedoch jederzeit auf die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben sowie auf Empfehlungen des renommierten Robert-Koch-Instituts.

Besonders häufig wird die Kaltvernebelung mit Wasserstoffperoxid (H2O2) eingesetzt, meist als Mischung mit Silberionen. Das Wasserstoffperoxid sorgt dafür, dass die Zellwände der Mikroorganismen zerstört werden. Bei einigen Mikroorganismen sorgen die Silberionen über die Zellmembran für eine nachhaltige Störung des Zellstoffwechsels und verhindern zudem die Vermehrung.

Es gibt jedoch durchaus silberresistente Viren und Bakterien, daher kann auch die Verwendung von Wasserstoffperoxid ohne Silberionen erfolgen. Eine Kaltvernebelung mit verdünnten Formaldehydlösungen ist aufgrund gesundheitlicher Risiken meist nicht ratsam, da Formaldehyd nach Einstufung durch die WHO als krebserregend gilt. Sehr selten werden Fruchtsäuren oder Peressigsäure zur Kaltvernebelung eingesetzt, meist wird jedoch von Tatortreinigern Wasserstoffperoxid bevorzugt, da diese Methode einige Vorteile bietet:

– einfache Anwendung & geringer Aufwand
– schnelle Desinfektion – ein Nachwischen ist nicht erforderlich
– gleichmäßige Verteilung
– umfassende und dreidimensionale Desinfektion
– breites Wirkungsspektrum
– schädliche Nebelfeuchte wird durch den hochfeinen Trockennebel vermieden
– wenige Vorkehrungen notwendig (meist müssen keine Gegenstände aus dem Raum entfernt werden)

Die Kaltvernebelung besitzt zusätzlich zur Desinfektion am Leichenfundort den angenehmen Nebeneffekt der Geruchsneutralisation.

Heißvernebelung für große Räume

Bei der Thermalvernebelung oder Heißvernebelung wird in einem speziellen Thermalnebelgerät mit Benzinantrieb Wärme erzeugt. Der erwärmten Luft wird ein Desinfektionsmittel zugefügt und durch hohe Geschwindigkeit wird ein feines Aerosol abgegeben.

Mit dieser Methode ist eine schnelle Desinfektion großer Räume kein Problem, daher wird die Heißvernebelung in der Regel nur bei großen Räumlichkeiten wie Hallen eingesetzt. Für die Desinfektion klassischer Wohnungen und Häuser genügt in der Regel der Einsatz der Kaltvernebelung.